Mit „Gesellschaftsbildern“ werden „Sprachbilder“ im Sinne Vicos thematisiert: „…denn sobald wir geistige Dinge aus dem Verstand heraus zum Ausdruck bringen wollen, brauchen wir die Hilfe der Phantasie, um sie darzustellen, und machen daraus wie die Maler menschliche Bilder.“ Näherhin geht es um Sprachbilder, die in den Sozialwissenschaften wirkungsmächtig geworden sind. Fruchtbar sind die Einsichten der modernen Metaphorologie in die Bildpotenz der Sprache, aus der als einem vieldeutigen Möglichkeitsgrund die Bestimmungsleistungen des Denkens als Begriffe herausgearbeitet werden, die zugleich an diesen Grund zurückgebunden bleiben: das Denken, sagt Hans Blumenberg, ist „metaphernpflichtig“. Die Bildlichkeit in der sozialwissenschaftlichen Sprache zu erkennen, trägt dazu bei, die in ihr aufbewahrten gesellschaftlichen Erfahrungen bewußt und zugleich die Kanalisierungen des Blicks auf Gesellschaft, der Verständigung über Gesellschaft sich klar zu machen.- Die Arbeit an dieser Thematik bewegt sich auf zwei Ebenen: Eine Vorlesung zur Einführung in die soziologische Metaphorik (im Rahmen einer Ring-Vorlesung über die Soziologie an der Universität Kassel) ist bislang unveröffentlicht; sie bildet die Grundlage für die Untersuchung zweier miteinander kontrastierender Bilder/Bildfelder: Wirbel und Netz. Wirbel saugen in sich hinein, verschlingen, machen schwindeln und taumeln. Netze sind Mittel des Schutzes und der Verbindung. Aber so eindeutig ist der Kontrast nicht, die Bilder sind widersprüchlich: In Netze kann man sich ausweglos verfangen. Der Wirbel ist nicht nur Abgrund des Todes, sondern auch Quelle des Lebens und seiner Erneuerung. Beide Bilder stellen auf je eigene Weise das Problem, wie fesselnde, zerstörende Mächte sich in befreiende, lebenssichernde Kräfte verwandeln lassen. Sie beziehen ihre Faszination daraus, daß sie, der Natur abgewonnen und auf Gesellschaft bezogen, als Bilder der Moderne zugleich solche ältester Schichten menschlicher Selbst- und Weltvergewisserung sind. Sie sind Rätsel: das Netz durch die kunstvollen Verschlingungen seiner Fäden, der Wirbel durch die Unbestimmbarkeit seines Grundes, die dazu herausfordert, unsere Ängste und Sehnsüchte in ihn hineinzusehen.- Zum Wirbel-Bild gibt es bislang zwei kleinere Publikationen und einen umfangreichen unveröffentlichten Text, zum Netz-Bild eine reichhaltige Materialsammlung, die noch verarbeitet werden muß.